Domaine Labastide Côtes du Rhône Villages Visan, 2007
Dies ist Teil 3 der Côtes-du-Rhône-Supermarkt-Challenge. Teil 1 war ein ordentlicher Trinkspaß, Teil 2 würde ich nicht zur Nachahmung empfehlen, und damals schwante mir schon Schlimmes beim Anblick der Prämierung, mit der Flasche No. 3 droht. Wer scharfe Augen hat und noch dazu Französisch kann, weiß jedoch nun, dass das Omen unzuverlässig ist, die Medaille ist nämlich keineswegs aus Gold, wie ich dachte, sondern nur silbern. Also die gleiche Qualität wie Wein No. 2? Und wenn ja, soll mich das beruhigen oder verstören? Wir werden sehen.
Sehr rot, sehr dicht und enorme Kirchenfenster im Glas. Kein Wunder, er hat laut Etikett 14,5 % Alkohol. Direkt nach dem Öffnen (des Plastikkorkens) eine sonderbar seifige oder spiritusartige Note im Glas, die sich jedoch später legt. Der Gesamteindruck zunächst sehr warm, alkoholstark, üppig, fruchtig-süß. In dieser Wolke verbirgt sich konkreter eine Süßkirsche, vanilliges Holz, getrocknete Feigen, aber auch kühlere Elemente wie Kräuter, etwas Eisen und weißer Pfeffer. Der Alkohol scheint mir ein wenig überbordend, aber sonst ist das nicht schlecht. Im Mund dann bestätigt sich die vermutete Wucht: extraktsüßlich, die Frucht hier eher eine Sauerkirsche, ein Touch Rumtopf, aber auch wieder diese strukturierenden Noten, Pfeffer, Graphit und Mineralik. Die Tannine sind noch ein wenig zu rauh, und im Abgang bleibt der Alkohol deutlich stehen.
Dies alles ereignete sich direkt nach dem Öffnen, ohne Dekantieren. Diese Eindrücke nehme ich auch als Grundlage für meine Bewertung. Nach einem Tag in der geöffneten Flasche hat sich dieser Wein allerdings keineswegs verbessert, es lungert jetzt doch an jeder Ecke der Alkohol herum und verbrennt einem die Zunge. Das scheint mir auch ein Hinweis zu sein, diesen Wein jetzt zu trinken und keinesfalls auf eine Rendite durch Lagerung zu hoffen.
Aus dem Supermarkt, 5,99 Euro, 79 Punkte (ordentlich), jetzt trinken