Domaine de Thalabert (Paul Jaboulet Aine) Crozes Hermitage, 1995

Domaine de Thalabert (Paul Jaboulet Aine) Crozes Hermitage, 1995

Wein und Essen passend zu kombinieren ist immer eine spannende Herausforderung. Wenn es gelingt, hier eine Symbiose zu erzielen, ist es mitunter unglaublich, wie sich die einzelnen Aromen aus Wein und Essen aneinander aufschwingen können, sprich, die einzelnen Komponenten voneinander profitieren können. Wenn das gelingt, können selbst einfachere Weine (was dieser Syrah von der nördlichen Rhone erkennbar nicht war) zu ungeahnter Form auflaufen. Jedenfalls aber können sich Weine unter dem Eindruck von Essensaromen gänzlich anders präsentieren. Engagierten Köchen erzähle ich hier wahrscheinlich nichts neues, wir waren jüngst aber einmal mehr fasziniert, wie unterschiedlich sich der nachfolgende Wein solo und in Kombination mit einem Fleischgericht präsentierte.

Dunkles braunrot. Tertiäre Aromen bestimmen die ansprechende Nase. Pilze. Unterholz. Leder. Dazu satt dunkle Bitterschokolade. Rinderblut. Kerbel. Eisen. Eine insgesamt kühle Stilistik vermittelnd. Und auch ohne Essen dennoch das Interesse stark reizend. Im Antrunk mit mittlerer Dichte, während der Wein um die Papillen spült, meint man, man kaue auf weichgegerbtem Leder. Wären da nicht die wollüstigen Bitterschokoladennoten, die einen versöhnen, könnte es haptisch schon seltsam werden. Auch Pflaume, weißer Pfeffer und eine kräftige Tabaknote gesellen sich beim näheren Hinschmecken hinzu und sorgen für – fein gereiften – Spaß. Der Wein pendelt dann zwischen einer ganz feinen Süße und einer reschen Säure hin und her – dies macht ihn weiter interessant, kostet aber Abzüge in der B-Note (jedenfalls: als Solist). Das Tannin ist abgeschmolzen und angenehm eingebunden. Deutlich mittellang im Abgang mit Pflaumen, Schokolade und einem kräftigen Weißpfefferton.

Soweit — so (sehr) gut! Wenngleich als Solist sicher nichts aus der Abteilung „easy to drink“. Seine Krönung erfuhr dieser Syrah dann aber zu einer klassisch gefüllten Rinderroulade, die die pfeffrigen Noten gänzlich aufnahm und die Säurespitzen vollumfänglich wegpufferte. Und im Zusammenspiel des Weines und des Fleisches herrschte dann plötzlich: Stille am Tisch und perfekte Harmonie.

Offen probiert, zuvor für zwei Stunden dekantiert.

Im Fachhandel gekauft, 24 Euro, 89 Punkte (sehr gut), jetzt trinken

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