Chateau St. Jean Riesling Sonoma County, 2007
Durst. Riesling-Durst. Der örtliche Liquor Store bietet vier kalifornische Rieslinge an. Dies ist der älteste und teuerste. Gekauft. Zwei Stunden, nachdem ich ihn karaffiert habe, öffne ich den Kühlschrank. Ein Schwall von Kräutern, mürbem Apfel und Stein kommt mir aus dem Kühlschrank entgegen! Was ist das denn?
Im Glas ein recht kraftloses Grün-Gelb. In der Nase setzt sich fort, was der Kühlschrank angedeutet hat: Kräuter, viel gelber Apfel, etwas Gemüse, steinige Noten, ein ganz leichter, nicht störender Hauch Lack, minimal Gletschereis. Ein volles Bukett, fast fett, trotz der vielen nicht-organischen Noten. Etwas Alkohol vermeine ich zu spüren, dabei ist der Wein analytisch erstaunlich schlank für einen Kalifornier: 12,8 % stehen auf dem Etikett. Man könnte das auch ohne weiteres ins Elsaß stecken, würde ich sagen, auch Heymann-Löwenstein kommt mir in den Sinn, vielleicht sogar Breuer.
Am Gaumen bzw. bereits auf der Zungenspitze dann ein wenig Ernüchterung. Wäre er streng trocken ausgebaut, hätte es höchst interessant werden können, doch hier zeigt sich nun, für welchen Geschmack dieser Wein gemacht ist: Ich schätze ihn auf 18 bis 22 g Restzucker, was leider die tollen Eindrücke aus der Nase ziemlich plattmacht. Sicher, wieder sind da die Kräuter, interessante Gerbstoffe auch, wieder Apfel, ganz leichte Bitternoten, eine kraftvoll Säure umspielt die Zunge. Die Wahrnehmung differenzierterer Fruchnoten wird leider von der Süße verhindert.
Vielleicht bindet sich das noch ein wenig ein. Ich bin im Grundsatz positiv überrascht, der Wein hat sehr gute Ansätze, er ist riesling- und gleichzeitig gebietstypisch (wobei ich hier Kalifornien als das Gebiet ansehe, über Sonoma kann ich mir keine Aussage erlauben). Ich schwanke in der Bewertung: Ein wenig Potenzial scheint mir hier verschenkt, es überwiegen fuer mich aber dennoch knapp die sehr guten Aspekte.
Aus dem Liquor Store, 20.- USD, 85+ Punkte (sehr gut), 2011 bis 2012