Dr. Konstantin Frank Riesling Dry Finger Lakes, 2008
Die Aussicht auf ein Jahr amerikanisch-süßlichen Riesling war nicht überzeugend. Eine Lösung musste her, und eigentlich hatte ich auch schon eine in der Hinterhand: die Finger Lakes im Staat New York. Es wird hier demnächst noch einen etwas umfangreicheren Bericht über den entsprechend Ausflug geben, hier aber zunächst mal die Verkostung der ersten, am Abend der Rückkunft aufgerissenen Flasche.
Dem Glas entströmt eine wahnsinnige Feuerstein-Mineralik, die zunächst alles überdeckt. Dahinter feine Aromen nach Zitronencreme, gelber Apfel, minimal Aprikose. Die Frucht wirkt noch sehr kompakt und verschlossen. Die Mineralik dominiert derzeit alles. Am Gaumen unglaublich trocken – nicht nur für einen Riesling aus den USA. Man hat den Eindruck, hier wurde auch noch das letzte bisschen Zucker akribisch zu Alkohol verarbeitet. Auch hier zeigt sich derzeit wenig Furcht, wieder etwas Apfel, viel Zitrus, dahinter aber die drängende Mineralik, etwas Gummi, Kräuter, dezente Rauchnoten. Unglaublich kompakt, dabei aber in keinster Weise füllig, sondern angenehm schlank, mit 12% Alkohol ein Leichtgewicht, nach deutschen Prädikatsmaßstäben wahrscheinlich eine schlanke Spätlese.
Die Struktur, der Gesamtauftritt dieses Weines ist beeindruckend, ein filigraner Riesling, den mancher Kenner blind wahrscheinlich an die Mosel stecken würde. Die Frucht dürfte sich im Laufe der Zeit noch ein wenig entschiedener gegen die feuersteinige Mineralität durchsetzen. Trockener Riesling made in U.S.A.: So kann’s weitergehen.
Vom Weingut, 14,99 USD, 86+ Punkte (sehr gut), 2011 bis 2012