Greenvale Vineyard Vidal Blanc Southeastern New England, 2008

Greenvale Vineyard Vidal Blanc Southeastern New England, 2008

Es ist so langweilig: Kaum werden hier Probenberichte zu Rieslingkraftakten oder GG-Versuchsreihen veröffentlicht, schießen die Besucherzahlen nach oben. Ich habe da was, um Euch alle wieder ein wenig runterzubringen von Eurem Rieslingtrip: Vidal Blanc. Eine Rebe, die – so entnehme ich dem Glossar von Wein Plus – vor allem für die Cognac-Produktion gezüchtet wurde. Sie hat dicke Schalen und ist winterhart, daher eignet sie sich besonders für die Anbaugebiete Kanada und Southern New England, so Wein Plus. Mir ist sie begegnet, als ich auf dem Weg an einen Strand in Rhode Island fast das Schild eines Weingutes umgefahren hätte, so überrascht war ich, dass es hier überhaupt welche gibt. Ich habe natürlich sofort angehalten und eine Probe anberaumt. Um 10 Uhr morgens, mit Blick auf den Atlantik.

Interessante Nase, kommt mir fast vor wie eine Bukettsorte, ferne Erinnerungen an Scheurebe und Gewürztraminer kommen auf. Schwarze Johannisbeeren, Blumenwiese, Rosen und auch ein wenig Litschi, kandierte Orangen, Fruchtsüße, Gewürze und dennoch kühl wirkend. Ein gewisser Fleisch-Muff und leicht gemüsige Töne. Am Gaumen trockener als die Nase vermuten ließ, vielleicht 7g Restzucker. Abgepuffert durch eine ordentliche, lebendige Säure. Ein wenig stumpfender Gerbstoff. Die Frucht dann leider eher einfältig: nicht ganz reife Mango, wieder schwarze Johannisbeeren, gefrorene rote Beeren. Durchaus mit Substanz, weiniger Gesamteindruck, nachhaltig. Trotz – oder wegen? – dieser Nachhaltigkeit aber irgendwie nervig. Trotz der leicht tänzelndenen Säure irgendwie plump.

Ich weiß nicht recht. Ich bin nicht der große Abenteurer, der open-minded jede neue Rebe ausprobiert, die den Weg ins Glas findet. Aus dieser Perspektive ist der Wein eine angenehme Überraschung. Er hat interessante Aspekte, die es lohnend erscheinen lassen, etwas mehr Zeit mit ihm zu verbringen, insbesondere in der Nase. Auf der anderen Seite verschwinden mir diese interessanten Aspekte zu schnell hinter einer recht aufdringlichen Grundaromatik (im Mund), die mich einfach zu sehr an norditalienische Massenprodukte erinnert. Dennoch knapp gut.

Vom Weingut, 14,99 USD, 80 Punkte (gut), trinken

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