Schug Pinot Noir Carneros, 2007

Schug Pinot Noir Carneros, 2007

Diesem Wein, dem dritten aus der Schug-Trilogie der letzten Tage, geht eine Geschichte aus der Kategorie „Trau keinem Weinhändler, mit dem du nicht schon selber gesoffen hast“ voraus. Ich stand in diesem Weinladen – kein Liquor Store!, ein Weinladen (mit Bierkühlschrank) im teuersten Wohnviertel Bostons, Beacon Hill – und fragte mich, was denn zwischen den beiden Pinots von Schug der Unterschied sei, außer dem Preis. Beide 2007, beide 13,5 % Alk., beide die gleiche Preisklasse. Ein, nein zwei Fachmänner mussten mir Auskunft geben. Der Tenor: eigentlich kein Unterschied, beide super, beides Erdbeere und französischer Stil, nimm den Sonoma, da sparst du fünf Bucks. Angesichts dieser Antwort war mir klar: Ich brauche beide, sonst ist dieser Fall nicht aufzuklären. Was soll ich sagen: Der Carneros und der Sonoma, beide super, beides französischer Stil, aber was für ein Unterschied!

In der Nase sehr intensives, junges Holz. Sortentypisch bis zum Gehtnichtmehr, der erste Reflex: ein langes „Jaaaaa“ aus den Tiefen des Zwerchfells. Kräuter, Wacholder, Rauch, ein wenig Lakritz, kühl. Etwas rohes Fleisch. Tief. Mineralisch. Sauerkirsche, etwas Erdbeere, Extraktsüße und Kraft, aber gezügelte Kraft, kein unkontrollierter Wumms, nein: Eleganz. Die Frucht ist reif, aber nicht zu vergleichen mit der Hochreife des Sonoma, auch dessen Tertiäraromen sind hier in keinster Weise zu entdecken. Wollte man irgendwas kritisieren, dann fiele mir ausschließlich eine persönliche Abneigung gegen die Erdbeer-Fruchtextraktschiene ein, auf der er einen Tacken zu lange spielt, aber das wäre übelste Haarspalterei.

Im Mund deutlich jung, fast ein wenig ruppig noch die Säure, dicht, gepackte, ewig lange Sauerkirsche, Extraktsüße, aber kaum Restzucker, etwas pilzig. Kaffee. Mildes Tannin. Auch hier kein Vergleich mit der hochreifen Sonoma-Frucht. Diese hier kam reif in die Flasche, ist noch sehr jung, dicht, entwicklungsfähig. Die Kraft ist auch hier spürbar, sie lauert im Hintergrund, im Verbund mit einem Hauch Alkohol, ich mache mir aber hier überhaupt keine Sorgen über einen harmonischen Reifeprozess.

Am Gaumen derzeit weniger vielfältig als in der phantastischen Nase, aber ich bin sicher, dass da noch was kommt. Habe ich dem Schug’schen Cabernet noch die Konkurrenz- bzw. Reifefähigkeit eines Cru Bourgeois abgesprochen, würde ich diesen hier zu gerne in ein paar Jahren mal gegen einen der besseren Premier Cru antreten lassen. Awesome!

Aus dem Fachhandel, 29,95 USD, 90+ Punkte (ausgezeichnet), 2012 bis 2016

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