Clos Marie Cuvée Simon, 2003
Purpurrot, kaum Aufhellungen zum Rand hin. Sobald man die Nase ins Glas hält, merkt man direkt, man ist in Südfrankreich. Und: das ist mal richtig seriöses Zeugs: in der durch-gezeichneten Nase satte Kirsche, dazu dunkle Beeren, eingekleidet in eine deutliche Nuance geräuchertem Speck. Mit mehr Luft noch ein leichter Zedernholzton. Sehr frisch und substantiiert, die 14%-Alkohol macht sich allenfalls in einer leicht kirschlikörigen Note bemerkbar, er steht aber überhaupt nicht unangenehm vor.
Mittelvoller bis voller Antrunk, aber deutlich schlanker als die Nase dies erwarten ließ – man erwartet einen schweren, süßlichen Körper. Aber mitnichten. Im Verlauf nimmt der Wein einen Gang raus, wirkt feiner und sensorisch ziemlich trocken (laut Händlerangabe keine 2 Gramm Restzucker), mit wildherben Noten von dunklem Nougat, Kräutern, Zedern und Kirsche. Sehr gut strukturiert und balanciert, aber ohne diese aufdringliche Südfrankreich-Marmeladen-Schwere, die einem den Trinkgenuss ja mitunter verleiden kann. Perfekt eingebundene, frische Säure. Erst zum Gaumen hin wieder kraftvoller erscheinend, hier auch zum ersten Mal ein ganz leichter Tick alkoholische Wärme – man muss aber empfindlich sein, um das Ausmaß störend zu empfinden. Das Tannin ist eher feinkörnig, aber noch sehr präsent und wirkt mit mehr Luft auch zunehmend trockend. Druckvoller, würziger Nachhall im besten südfranzösichen Stil (Kirsch, Edelhölzer, ganz leicht herbe Schokoladen- und Toffeetöne) – jedoch wieder viel Balance im sehr langen Abgang.
Das Tannin ist der einzige Punkt, was mir an diesem Wein aktuell noch nicht gefällt – wobei: als Solist ist es weit mehr auffällig als in der Rolle des Speisenbegleiters; wenn es mit weiterer Reife gelingt, das Holz noch etwas harmonischer einzubinden, sehe ich auch noch ein ganz klein wenig Luft nach oben in der finalen Bewertung (für ein „+“ fehlt mir aber aktuell die allerletzte Überzeugung). So oder so: dies ist wirklich ein schöner Wein für alle Wildgerichte. Der Herbst kann kommen…
Offen ohne Dekantierzeit über zwei Tage probiert – der Wein hat sich dabei nur unmerklich verändert.
Im Fachhandel gekauft, 19 Euro, 90-91 Punkte (ausgezeichnet), 2010 bis 2014