Domaine Zind Humbrecht Riesling Clos Windsbuhl, 2001
Gelegentlich frage ich mich selbst, was für mich den Reiz der Rieslingen aus dem Elsass ausmacht. Leicht machen sie es einem ja nicht. Oftmals oxidativ ausgebaut und somit meilenweit entfernt von der gewohnten und überaus geschätzten Stilistik deutscher (oder österreichischer) Rieslinge, dazu extrem unterschiedlich in ihrem Restzuckergehalt, abhängig vom Jahrgang und wie die Naturhefen eben Lust haben. Und wenn trocken, dann richtig, eben als Essensweise konzipiert. Und manchmal auch einfach nur schlecht, aber dass kennen wir auch von Daheim. Anyway, man muss schon Lust und den Nerv haben was Neues zu entdecken zu wollen. Aber irgendwie und recht regelmäßig packt es mich und ich flüchte ins Elsass um die französiche Art Rieslinge wieder zu geniessen.
Einer meiner Lieblinge ist Zind-Humbrecht, wegen seiner vielfältigen Stilistiken und seines konsequenten Terroirgedanken. Seit 10 Jahren macht er es uns ein wenig leichter und gibt auf seinen Flaschen den Restsüßegehalt seiner Weine dezent in fünf Kategorien („Indice 1 – 5“) an. Heute haben wir „Indice 2“, was nach
seiner Nomenklatur soviel heißt wie: Wirkt trocken, unter 9 Gramm Restzucker, nur im Hintergrund spielt er ganz fein mit der Restsüße. Bei gereiften Weinen, und bei neun Jahren dürfen wir heute davon reden, ist die Süße jedoch nicht mehr zu schmecken, sondern sorgt nur für mehr Extrakt und Substanz. Dieses Ziel hat Zind Humrecht erreicht, denn der Wein hatte recht viel, nur keine Süße.
Heute gibt es den 2001er Clos Windsbuhl, der bereits beim 2009er Kraftakt positiv auffiel und immerhin 91 Punkte im Schnitt bei 12 deutschen Rieslingverrückten erhielt. Seit 1668 wird auf dem Stück Erde Wein angebaut und sie ist die kühlste Lage von Zind-Humbrecht. Kürzlich wurde der Wein Abends zu einem Lammcarée mit Gemüse und Kräutersoße serviert, nachdem er acht Stunden in der Karaffe verbrachte.
Strahlendes Goldgelb, Kirchenfenster zieren die Innenwand. Beeindruckend ist die überaus intensive kräutrige Mineralik, die die Nase prägt. Wie erwartet weitesgehend Fruchtfrei, sondern neben der Mineralik feine Anklänge von weißen Blüten. Manche deutsche Rieslingnase meint Alternoten zu erkennen, aber dass ist eben jene heftige Mineralik und die ganz feinen oxidativen Noten. Mir erscheint der Wein noch überaus jung und vital. Lege mich fest: keinerlei Alterstöne.
Im Mund eindeutig trocken, mineralische Stilistik. Ein Essenswein im besten Sinne. Der Wein hat Kraft, Tiefe und Substanz. Was mir gut gefällt ist diese trockene, wild-kräutrige Mineralik. In dieser kargen Art kenne ich das nur aus dem Elsass, dabei ist der Wein keinesfalls schlank, sondern er erzeugt mächtig Druck am Gaumen, bleibt aber souverän in der Spur und vermeidet jede opulente Dekandenz oder flüchtet sich in all zuviel Süße, wie so manche deutsche GGs in letzter Zeit. Über den gesamten Verlauf bleibt er seiner Stilistik treu und verweilt ausschließlich auf den Sekundär und Terzieraromen, allenfalls kandierte Limetten konnten wir als Frucht ausmachen. Die Säure hat einen etwas merkwürdigen Verlauf, so spielt sie im Antrunk recht kühn auf, nimmt sich aber im Nachhall vornehm zurück. Auf der einen Seite wirkt dieser Abfall etwas unharmonisch, aber sorgt so auch für ein elegantes, kühles, salziges Finish. Der Alkohol ist wunderbar eingebunden und macht den Wein keinesfall breit oder opulent. Guter, knapp langer Abgang dominiert von Trockenkräuter, einer fast pulverigen Mineralik und Zitrusnoten. Der Wein bleibt Geschmacksache und ist weniger als Solist geeignet, außer man liebt (so wie ich) gerade diese trockene, mineralische, leicht oxidative Stilistik. Zum Essen, so auch zu unserem Lamm, macht der Wein aber eine ausgezeichnete Figur und harmonierte wunderbar mit der Thymian und Oregano-Würze. Zu Hause offen verkostet, acht Stunden in der Karaffe. Ausgezeichneter Riesling, aber leider richtig teuer. Erstaunlich, Parker gibt 94 Punkte.
Vom Fachhandel, 45,50 Euro, 91 – 93 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2020