Château Latour a Pomerol, 1961

Château Latour a Pomerol, 1961

Manchmal meint es das Leben besonders gut zu einem und so hatte ich kürzlich diesen sehr seltenen Bdx im Glas. Keine besonders intensive Farbe, aber ohne große Alterstöne oder Wasserrand. Die Nase ungemein sauber und klar gezeichnet. Sie ist nicht intensiv, aber derart geschliffen, dass eine ganze Reihe von Aromen mit meinen Sinnesorgan spielt. Feinster Marzipan getränkt in reduzierten Kirschsaft betören mich, daneben süßer Pfeiffentabak, Cassis und Pflaumen. Dies steht in einem genialen Zusammenspiel mit samtigen Röstaromen nach Rauch, feinem Arrabica-Kaffee und unglaublicher Weise schwarzem Tee. Mit jedem Mal zeigt sich die Nase mit neuen Nuancen, gelegentlich blitzen auch Minze und Wiesenkräuter auf. Ich bin gänzlich elektrisiert und hätte den Wein blind 30 Jahr jünger verortet. Für mich ein gänzlich neuartiges sensorisches Erlebnis. Ganz groß! Im Mund unglaublich jung und konzentriert mit einer intensiven Extraktsüße, wieder viel Marzipan, Kirschkonfit und dunklen Waldbeeren. Sehr weiches, zurückhaltendes Säurespiel und komplexe Röstaromen wiederholen das unglaubliche Spiel der Nase. Die Tannine sind bereits weitgehend abgeschmolzen, haben aber noch sehr viel Kraft und dürften in 5 bis 10 Jahren die letzten Krallen eingezogen haben. Der Wein ist extrem straf, von enormer Nachhaltigkeit und betört mich mit einem ungeheueren Nachhall. Die über den gesamten Verlauf vorhandene Extraktsüße verführt mich dazu mein Glas binnen weniger Minuten zu leeren – warum haben wir davon bloß keine Magnum? Eine der besten Weine, die ich je im Glas hatte. Noch vor seinem Höhepunkt, die 100 Punkte sind in Blickweite, aber heute schon ganz groß.

Vom Fachhandel, 96+ Punkte (groß), 2015 bis 2025

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