Carlo & Julian Pinot Noir „Estate Reserve“ Oregon Table Wine, 2005

Carlo & Julian Pinot Noir „Estate Reserve“ Oregon Table Wine, 2005

Das amerikanische AVA-System steht bei uns vorurteilsverblendeten Europäern nicht gerade im Ruf, wahnsinnig strenge Auflagen zu machen. Eichen-Chipse, Spinning Cone, Zuckerzusatz, komische Rebsorten – alles kein Problem. Was hat dann ein Winzer im Sinn, der seinen Wein als Tafelwein deklariert? Und was habe ich damit im Sinn? Ganz klar: Ich kaufe ihn. Zumal er angeblich um 20 Dollar reduziert ist.

Dem Etikett ist, da unterscheidet sich dieses Gewächs nicht von europäischen Tafelweinen mit ähnlicher Ambition, nicht viel zu entnehmen. Kein Alkoholgehalt, aber immerhin der Jahrgang. Außerdem: unfiltriert und ungeschönt. Und Pommard- und Wädenswil-Klone, die Klassiker in Oregon, wurden vinifiziert. In gerade mal 175 Kisten.

Trübes Erscheinungsbild. Sehr interessante Nase, in der mir zuallererst eine gemüsige Note auffällt. Kräuter, leichter Wacholder, vielleicht ein wenig Nuss? Erde und Pilze. Kühle Mineralik, minzig. Eine zurückhaltende, allerdings hochreife Frucht, Süßkirsche. Durchaus hoher Alkoholgehalt, etwas likörig. Undefinierbarer Holzeinsatz: Ist da was? Ist da nichts? Wenn ja, dann sehr gut eingebunden. Große Klasse.

Im Mund kommt er vielleicht nicht ganz an diese Eindrücke heran. Reifenoten, hoch konzentriert, aber nicht mit der ganz großen Tiefe. Auch hier dominieren wieder kräuterige und tertiäre Noten über die Frucht. Tolle Struktur mit viel Säure, dem richtigen Maß an Tannin-Biss (ein klein wenig stumpfend), langer Abgang. Man sucht allerdings ein wenig nach dem letzten Kick. Dennoch der beste Pinot, der mir hier bislang begegnet ist.

Aus dem Fachhandel, 29,99 USD, 91 Punkte (ausgezeichnet), jetzt trinken

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