Chateau Cap Léon Veyrin Listrac-Médoc, 2005

Chateau Cap Léon Veyrin Listrac-Médoc, 2005

Für einen derartig jungen Bordeaux überrascht die Menge des zurückbleibendem Depot in der Flasche nach Umfüllen in eine Karaffe. Satte violett-purpurote Farbe mit einem intensiven Kern wie schwarze Tinte. Der erste Eindruck in der Nase noch ein wenig verhalten, aber ein nuanciert-feines Lüftchen weht mir da entgegen. Feinfruchtige, noch verschlossener Aromakern, erinnert an Schwarzkirschen und jungen Pflaumen, dahinter Anklänge von Süßholz und/oder Lakritz. Das Holz mit einer moderaten Vanille und einer Ahnung von Marzipan bestens integriert. Noch sehr jung, aber da zeigt sich eine stimmige Struktur – kräftig, aber nicht ohne Eleganz. Im Mund setzt sich der gute Eindruck fort. Saftig-kompakter Antrunk mit zartfurchtigen Aromen, die den hohen Merlotanteil gut zum Ausdruck bringt. Sehr milde, fast elegant geröstete Kaffeearomen, nicht zu dunkle Schokolade spechen für einen maßvollen Holzeinsatz. Die Tannine noch trocknend, aber in keinster Weise grob oder grün. Auch im Mund sehr balanciert – mir scheint, dass die Trauben das richtige Maß an Reife hatten, die Polyphenole wirken schon jetzt sehr harmonisch, bei aller Konzentration. Die 25% neuen Barrique spielen sich nicht unnötig auf und die Tannine wirken fein, wenngleich sie im mittellangen Nachhall noch trockend sind. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich baff ob der Qualität. Das ist wirklich guter Bordeaux, der das rustikalere Terroir von Listrac nicht verleugnet und über den Anspruch eines alltäglichen Saufweines weit hinausgeht. Dank des günstigen Preises ein echter Tipp als alltäglicher Hauswein. Wenn er sich wirklich in fünf Jahren so zeigt wie ich es vermute bzw. erhoffe, dann sind gar 90 Punkte in Sicht.

Vom Fachhandel, 12,90 Euro, 88+ Punkte (sehr gut), 2013 bis 2020

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