Cavallotto Barolo Riserva Bricco Boschis Vigna San Giuseppe, 2001
Gute Weinfreunde muss man haben, denn so kam ich in den Genuss dieses überaus geschmacksschönen Barolo. Er erinnerte mich daran, warum meine Leidenschaft mit Barolo begann. Er hatte alles, was ich an diesem Wein schätze. Schon in der Nase dieses bunte Bukett eines Blumenstraußes, in den sich vereinzelte Minzblätter geschlichen haben, auch deutlich Würzaromen von mediterranen Kräutern deuten sich an und natürlich die klare Sauerkirsche mit einem Hauch Tabak und Bitterschokolade. Alles eher schlank und fein gezeichnet. Hat gerade nicht das Fett von so vielen modernen Piemontesen. Insgesamt ein erstaunlich verspielter und tiefer Duft für diese schwachrote Flüssigkeit mit breitem Wasserrand. Am Gaumen Merkmale eines ehrlichen, traditionell hergestellten Barolo – feste Gerbstoffe und merkliche Tannine. Aber eben auch herrlich viel von der klaren Kirschfrucht und edlen Holzwürze, die an Zedern- und Süßholz erinnert. Nach dem saftigen, fruchtbetonten Antrunk treten im mittleren Verlauf erneut die Blütenanklänge auf, und süßlich, stoffige balsamische Noten geben dem Wein zunehmend Dichte. Der Wein wirkt noch sehr jung, ist höchstens soeben in der (aller)ersten Fruchtphase angekommen. Ich wäre aber nicht überrascht, wenn der Wein in 20 oder mehr Jahren noch mehr Spaß machen würde, denn zum Schluß greifen die Tannine ordentlich in den Gaumen und trocken den Mund noch etwas aus. Aber meine Güte, Barolo ist kein Kindergeburtstag. Das Etikett zeigt 14,5% an, nur gespürt haben wir davon nicht viel. Langes, nuanciertes Finish.
Kam blind auf den Tisch, um die 70 Euro, 92-93+ Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2021+