Adeneuer Wallporzheimer Gärkammer GG, 2006 und Bernhard Huber Hecklinger Schlossberg „R“ GG, 2005
Auf einer kürzlich veranstalteten Vergleichsprobe von Pinot Noirs aus dem Burgund und deutschen Spätburgundern fiel das Große Gewächs aus der Gärkammer von Adeneuer deutlich ab- wir hatten eine furchtbare Flasche erwischt, die bereits oxidiert war. Ein Ausrutscher, so zumindest meine Hoffnung, denn es liegen noch einige Flaschen davon im Keller. Ausreichend Grund zeitnah einen neuen Versuch zu starten und am Ostermontag war es soweit.
Weingut Adeneuer Walporzheimer Gärkammer GG, 2006
Zum Glück bestätigte sich meine damalige Vermutung eines Flaschenfehlers, denn die heute Flasche zeigte gehobenen Ahrwein in einem schönen Reifezustand. Die Nase sehr offen mit der üblichen recht dominierenden kräutrigen Holzwürze, viel Röstigkeit, sehr reife dunkle Beerenfrüchte und Erdbeerkompott. Am Gaumen von kräftigem Körper, die Frucht entspricht der Blume in der Nase, mit erfrischenden Zitrusabrieb, es fällt sofort die forsche Säure auf, die für meinen Geschmack dem Wein jedoch zu seiner Balance verhilft, ansonsten könnte die Überreife dem Wein die Frische nehmen. Auch hier viel, aber charmantes Holz nach gerösteten Nüssen, getrockenete Kräuter, Süße und Vanille, perfekt abgeschmolzene Tannine, ein Charmebolzen, mit feinen Zuckerschwanz im langen Nachhall. Das macht heute uns allen richtig Freude, auch weil er deutlich Herkunft zeigt. Aber so bleibt es eben auch, bei aller Verführung, ein kleiner Blender, denn er liebkost unseren Gaumen vorallen aufgrund seiner Holzsüße und hochreifen Früchten, die auch leicht vom Alkohol getragen werden, subtil ist das nicht und tief schon gar nicht, aber es schmeckt einfach vorzüglich.
Vom Weingut, 54 Euro, 90 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2016
Über den Wein entstand dann eine Diskussion über das Anbaugebiet (er kam blind auf den Tisch) und ob das typisch deutsch sei oder nicht, manche tippten auf Baden und insbesondere auf Huber. Das reizte mich und spontan ging aus dem Keller einen Huber holen, um die Unterschiede parallel zu erleben – sie waren deutlich.
Bernhard Huber Hecklinger Schlossberg „R“ GG, 2005
Zunächst hatte des der Wein schwer, denn er musste erst die Belüftungzeit des Adeneuers aufholen. Zeigt er sich zu Beginn sehr verhalten, zog er schlussendlich mühevoll an ihm vorbei und zeigte dabei einen Klassenunterschied auf. Hier beginnt ernsthafter Spätburgunder mit einer gewissen Noblesse, der ohne Süße auskommt. Das Bukett erinnert an gute 1er Crus aus Pommard dank seiner dunklen Beerenfrucht nach Brombeeren und Backpflaumen, zeigt Tiefe und Spiel an, das Holz ist da, auch deutlich, aber mit mehr Klasse und fügt sich besser in die Frucht ein, ein Hauch von Kalkstein, versprüht Kühle und Klarheit. Am Gaumen von mittlerem bis kräftigen Körper, mit klarer, dichter Frucht nach dunklen Waldbeeren, vorallem Brombeeren und Pflaumen, florale Anklänge nach Veilchen, dunkle Holzwürze nach Bitterschokolade, Zedernholz und Röstaromen, noch leicht trockenende Tannine, guter Zug am Gaumen, feines, agiles Säurespiel, hinten raus noch etwas jugendlich unruhig, da fehlt es heute noch an Charme, mittlere Länge. Der Wein ist noch zu jung, zeigt aber schon jetzt Klasse und Tiefe an.
Vom Weingut, 42 Euro, 91+ Punkte (ausgezeichnet), 2015 bis 2025
Am Ostermontag liesen wir uns trotzdem gerne von der Gärkammer verführen, mit seiner Röstigkeit, seinen üppigen Hüften und seiner unverschämten Fruchtsüße. Obwohl es sich in den Punkten nicht so zeigt, liegt für uns der Huber eine ganze Klasse darüber. Die schmeckbar seriösere und feiner Interpretation der Pinot Noir-Traube.