Eine Kurzreise an die nördliche Rhone – Gangloff, Ogier und Co.

Eine Kurzreise an die nördliche Rhone – Gangloff, Ogier und Co.

2006-TLCCWein von der nördlichen Rhone stand jüngst auf unserem Abendprogramm, zwei mal in weiss, zwei mal in rot – eine „Kurzreise“ halt.

Als ersten Wein, einen Condrieu, schickten wir von der Domaine Georges Vernay den „Les Chaillées“ aus dem Jahre 2010 ins Rennen, ein wunderbarer Condrieu von besonderer Klasse:  eine Nase für stille Momente, da sich hier Zeit und Muße zu nehmen lohnt, satt und verspielt zugleich die Aromenfülle von Vanille, weissen Blüten, frisch gehackten Nüssen und ätherischen Zitrusaromen. Zugegeben, der Wein ist noch sehr vom Holz geprägt, dies aber in einer so gelungenen Weise, dass man immer wieder schnuppern und sich verführen lassen möchte. Im Mund dann füllig, dicht gepacktes Holz, aber sofort von feingliedriger Frucht getragen, die zart tänzelnd dem Wein Schwung und Leichtigkeit vermittelt – was vor dem Hintergrund des kraftvollen Holzeinsatzes und der Alkoholgradienz umso prachtvoller ist. Aromatisch derzeit von Vanille sowie Birnen- und Melonen geprägt, dann eine tanzende, florale Schicht, auch etwas Marzipananklang. Dezente Süße, gepuffert von mineralischem Rückgrat. In Sachen Alkohol wohltuend ausbalanciert. Langes, betörendes, von wohlschmeckendem Holz getrages Finale. Blind verkostet. Ausgezeichnet, 94 Punkte.  Leider mit ca. 70 Euro Marktpreis in Deutschland kein Schnäppchen, aber dennoch jede Sünde wert.

Eine gelungene Antipode zu seinem Vorgänger dann der reifere Condrieu von Yves Gangloff aus dem Jahr 2004: Mollige Nase, reife, sehr rauchige Holzaromen, Krokant und Vanillespuren. Wenig Frucht vernehmbar. Ein weicher, extraktdichter Antrunk, der Wein balsamiert den Gaumen und kleidet ihn mit reifer Holzaromatik aus, auch deren Holzsüße. Leider gelingt hier die Balance zum Alkohol nicht so spielerisch wie beim Vorgänger, aber es ist nur wärmend, nicht brandig. Fächert druckvoll ölig und mittelang im Finale aus. Dürfte derzeit seine beste Seite als Essensbegleiter haben, er bleibt aber noch ausgezeichnet (90 Punkte). Blind verkostet.

Nächster Halt: Rotwein.

Mit Wein drei kam ein noch jugendlich wirkender Cornas Coteaux von Tardieu Laurent aus dem Jahr 2006 ins Glas. Pfeffer, Eisen, Teer und kirschkernige Bittermandel – wären da nicht die versöhnenden Aromen der Heidelbeere gewesen, die in dieser vielschichtigen Nase für Ausgleich sorgen, hätte dies ein Wein für harte Jungs werden können. So aber verbinden sich die Aromen angenehm zu einem animierenden Ganzen.

Im Mund auf der eher leichten Seite, was den Körper betrifft. Eine sehr klare Heidelbeer- und Kirschfrucht, flankiert von etwas Teeraromatik und einem feinen Herrenschokoladenton. Während sich das Tannin am ersten Abend noch harsch zeigte, präsentiert es sich nach 36 Stunden in der geöffneten Flasche dann weitaus zugänglicher (ab 2015+ trinken). Insofern kann ich die vergebenen 89+ Punkte (sehr gut) dann im Ergebnis auch bestätigt stehen lassen. Offen verkostet.

Als letzten Halt dieser kleinen Weinreise stand ein 2005er Cote Rotie von Ogier auf dem Programm, namentlich der Reserve de Domaine. Deutlich fülliger als der Cornas bietet der Ogier eine mollige Nase nach Brombeeren und würzigen Pfefferspuren. Im Mund überrascht er mit einer (mir zu pointierten) kräftigen Säure, die von der zarten Extraktsüße (nahezu) gepuffert wurde. Die Wahrnehmung ging bzgl. der Säurepräsenz ein wenig auseinander, für mich gab es aber einen kleinen Abzug in der B-Note. Einigkeit hingegen bei der schönen Kirschfrucht mit ihrer feingliedrigen Süße, auch das nicht trocknende Tannin gefiel uns, auch wenn der Wein noch einige Jahre benötigt. Mittellanges Finale. Darf, wie gesagt, noch einige Jahre reifen. Aktuell 89+ Punkte, wobei ich hier mehr Potential sehe als bei dem Cornas (so er denn die Säure mit mehr Reife besser einbaut).

Eine gelungene „Kurzreise“ an die nördliche Rhone!

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