Domaine Esmonin Michel & Fille (Sylvie) Gevrey-Chambertin 1er Cru Clos Saint-Jacques, 1993
Als irgendwann in den 30er-Jahren die Klassifikation der Lagen in Gevrey-Chambertin erfolgte, wurde der Clos Saint-Jacques mehr aufgrund formalen Gründen nicht in den Rang eines Grand Cru erhoben. Er grenzte nicht unmittelbar an den Kern der großen Lagen an, obwohl seine Exposition und auch der Boden dem Chambertin recht ähnlich sind. Er gilt heute als hochwertigste Premier Cru-Lage in Gevrey, die vom Potential mit den großen Lagen der Appelation mithalten kann. Dies deckt sich auch mit meiner, zugegebenermaßen sehr beschränkten Erfahrung. Er weist oftmals die Konzentration seiner großen Brüder auf, trägt unverkennbar die Gevrey-Würze in sich, zeigt im Kern aber gerne eine kühle, sehr klare rotbeerige Frucht, die gelegentlich mit deutlichen Kirscharomen bereicht wird und im Nachhall viel mir eine steinbetonte Mineralik und eigenartige stahlige Ahnung auf. Aus einem guten Jahr und von kundiger Hand bereitet, was meistens der Fall ist, denn es gibt nur fünf Winzer und alle verstehen ihr Handwerk, bietet er auch die Komplexität und Reifefähigkeit großer Gevrey-Grand Crus.
Nach 30 Minuten in der Karaffe strömte ein komplexer Gevrey-Duft auf dem Glas, intensiv nach getrockenten Kräutern, gegrilltem Fleisch, dunkle Waldbeeren und schwarzem Tee, immer wieder spielen sich abwechselnd Aromen von Asphalt, eingelegten Pflaumen und Kirschen in den Vordergrund, über die Stunden baut das Bukett immer weiter aus und zeigt die ganze Klasse des Terroirs. Am Gaumen von betont mittelkräftigen Körper, der Antrunk mit herrlich jugendlich rotbeerige Früchte, zunächst zeigt sich nur ein Hauch der Gevery-Würze, die aber im weiteren Verlauf immer weiter zunimmt und dem Wein eine wunderbare Tiefe verleiht, es schmeckt nach roten Johannisbeeren und Pflaumen eingelegt in schwarze Olivenpaste, gewürzt mit getrockneten Kräuter, Rosmarin und Oregano und das alles in Bratensaft geschmort, ohne Anzeichen von Überreife oder Alter, der Wein ist jetzt wunderbar gereift, wirkt aber noch sehr fest, die Säure hat Biss und lässt die Aromen tänzeln, das sehr lange Finish wird von einer salzigen Mineralik begleitet, vielleicht hatte die Nase eine noch höhere Konzentration vermuten lassen, aber ich kann mich nicht daran stören. Jetzt perfekt gereift und erneut ein ausgezeichneter Burgunder aus dem Spitzenjahr 1993. Verkaufen sie ihre Bordeaux aus dem Jahr und investieren sie die Erlöse in Burgunder. Verspricht deutlich mehr Trinkfreude.
Vom Fachhandel, damals um die 75 Euro, 93 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2020