Domaine Barmes Buecher Gewürztraminer Steingrubler Grand Cru, 2003

Domaine Barmes Buecher Gewürztraminer Steingrubler Grand Cru, 2003

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Wenn man von Bio fasziniert ist, auch gern in seiner extremen Ausprägung, ist man im Elsass bekanntlich gut aufgehoben. Nicht nur Ostertag, Deiss, Kreydenweiss und vor allen anderen den Demeter-Winzer Pierre Frick trifft man hier an. Auch die etwas unbekanntere Domaine Barmes-Buecher in Wettolsheim zählt zu den konsequent biodynamischen Weingütern vor den Toren von Colmar. Man ist Mitglied in Nicolas Jolys elitärem Verband der Renaissance des Appellation, hier gibt der Mondkalender von Maria Thun den Rhythmus vor und der Wein wird auch im Keller in Ruhe gelassen. Die Faszination an dieser konsequenten Haltung zog uns damals in die Verkostungsstube des Weinguts (siehe hier). Damals öffnete für uns Sophie, die noch recht junge und sehr sympathische Tochter des Weinguts, auf unbeschwerteste Weise die Flaschen. Vater François weilte gerade auf Mission in Brasilien, zusammen mit seinen Kollegen von der Renaissance des Appellation, um den Biowein in der neuen Weinwelt zu fördern. Ein Schatten der Trauer legt sich heute über die Erinnerung, denn nur drei Jahre später, im Jahr 2011, starb François unerwartet und die Verantwortung für das Weingut ging eben an die oben genannte Sophie und ihre Schwester Maxime über. Doch zurück zu den Weinen, denn diese stellten sich als Erlebnis heraus, in vielerlei Hinsicht.

Nun ja, es gibt Weine, die sich von völlig abscheulichen zu nahezu großen Gewächsen wandeln können. Und in ihrer Entwicklung alle Regeln brechen, oder sagen wir, zumindest die Regeln, die wir Weinamateure uns so zusammengelegt haben. Dieser hier ist auf jeden Fall einer dieser Weine. Dazu sei vorweg eines verraten. Es handelt sich um einen Gewürztraminer mit (ich sag mal mindestens) 14,5 Umdrehungen. Die Traube hat eh wenig Säure und viel Zucker. In Jahren wie 2003 kann sie wahre Monster gebären. Nun ja, so eben auch dieser hier. In der Verkostung am Weingut war ich von der Urwüchsigkeit und Tiefe des Weins beeindruckt. Er war damals schon ein Geschoss, aber hatte eine fette Frucht und eine Frische wie aus Zauberhand; es war wohl die Fruchtigkeit, die mich verführte, ihn zu kaufen. Drei Jahre später dann ungläubige Blicke auf die Flasche. War das hier Schnaps oder Wein? Der Alkohol stand auf eine richtig fiese Art wie eine Eins und ließ kaum mehr etwas zu außer sich selbst. Die jugendliche Frucht war weg, nur ein bisschen Dörrpfirsich und Trockengras. Die letzte Flasche ließ sich also recht einfach im Keller vergessen, und wurde jetzt — einfach mal zum Spaß — raufgeholt. Und schrieb wieder eine neue Geschichte: Im Glas ein Goldgelb, so war er auch jung schon, von Reife wenig Spur. Die Nase zeigt eine saftige Lycheefrucht, die aus dem Duft reifer, gelber Früchte herausragt. Auch Mandarinen, junge Orangen. Dazu kommen florale Noten, ein wenig Rose ist dabei, hinzu kommt eine gewisse wirklich sehr schöne Tabakigkeit, die mir im Gewürztraminer noch nicht oft begegnet ist. Dazu kommen einige Reifetöne wie von feuchten erdigen Pilzen. Klingt nicht schön, ist es aber. Besonders erstaunlich aber die Eleganz in der Nase, hier ist nichts fett oder zu intensiv, der Aromakern bleibt zusammen und wirft mal dieses, mal jenes Aroma um sich. Das hat Vielschichtigkeit und sogar etwas Tiefe.

Der Antrunk ist zuerst von einer gehörigen Restsüße geprägt, die gereift schmeckt wie dickes Frucktkaramell und sehr schön integriert ist und überhaupt nicht die Aromatik oder den Verlauf blockiert. Im Mund mehr opulente Aromen von Kräutern, Gewürzen und Fruchtkandis, man mag auch sagen weihnachtliche Klümpchenbude. Seine Herbheit passt gut dazu. Dieser Wein hat eindeutig Gerbstoffe, aus dem verblendeten Glas könnte er mit seiner Kräuterigkeit und den Tanninen zunächst auch bei fortgeschrittenen Sensorikern als Rotwein durchgehen. Dann erledigt sich dieser Verdacht aber von selbst. Die fette, honigartige, dickflüssige Textur zeigt klar, wo es lang geht, Am Gaumen kommt der Wein wie gesüßter schwarzer Tee daher, Bitterstoffe und karamellige Süße. Zum Ende hin schiebt sich dann der Alkohol doch noch bis nach vorne durch. Der Abgang ist richtig lang mit einem mürbem gelbem Apfel, die Gerbstoffe dringen erneut durch, der Apfel wird nach hinten hin immer getrockneter und herber, hinten bleibt dann doch vor allem Alkohol stehen.

Für Freunde barocker Weine ein Erlebnis und zumindest in der Nase sogar richtig Tiefgang. Im Mund ist er dann doch ein gehöriges opulentes Paket. Trotzdem, dieser Wein hat sich auf faszinierende Weise entwickelt. Sein Alkoholproblem ist er zwar doch nicht ganz los geworden, aber als 2003er kann man ihm das vielleicht verzeihen. Ich bin äußerst neugierig auf diesen Wein, wenn er aus besseren Jahrgängen stammt.

Vom Weingut, circa 20 Euro, 89 Punkte (sehr gut), jetzt trinken

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