Domaine de la Bouissiere Gigondas, 2004

Domaine de la Bouissiere Gigondas, 2004

2004-DdlBG Böse Zungen behaupten, das Gigondas sei die hässliche Schwester von Chateauneuf du Pape – ich finde, das sind gewiß zu Unrecht geäußerte Vorurteile. Unbestritten, die Weine aus Gigondas genießen nicht den Weltruhm des wohlbekannten Nachbarn, stilistisch sind sie jedoch mit absolut ähnlicher Charakteristik unterwegs – und auch qualitativ brauchen sich die Gigondesen nicht schamvoll zu verstecken. Vorreiter der Region sind neben der heute im Fokus stehenden Domaine de la Bouissiere sicherlich die ebenfalls bekannt gewordenen Weingüter „Santa Duc“ und „Saint Cosme“ (deren Cuvée Valbelle ich jedem Weinfreund der Region nur dringend ans Herz legen kann – so er diese oftmals elegante Interpretation eines südlichen Rhone-Weines noch nicht kennen sollte).

Auch wenn im Gigondas die Preise langsam steigen, ist die Entwicklung dort sicherlich mehr als moderat, jedenfalls im Vergleich zu den Preisen, die für hoch beparkerte hoch bepunktete Weine aus der Nachbarregion aufgerufen werden. Weltruhm will bezahlt werden, bitteschön. Dabei ist doch der Weinsee an überalkoholisierten Wuchtbrummen in Ch9dP, wie man verkürzend so schön neudeutsch sagt, mitunter auch mal mehr als knietief. *Böse Vorurteile auf: aus *  Was ich abseits aller vermeintlichen Polemik sagen will:  für all diejenigen, der den Stil der Region mögen, lohnt den Blick über den Tellerrand, hin zu den Weine vom Fuße der Dentelles de Montmirailles…

Blickdichtes purpurot ohne Wasserrand. Eine dichte, vielfältige Nase nach Johannisbeere und schwarzen Kirschen, wilden Kräutern, einer Spur Leder und schwarzem Pfeffer und Eisen. Ein Anklang an Fleischbrühewürfel deutet auf seinen beginnenden Reifezustand hin. Ernsthafter Stil ohne marmeladigen Kitsch.

Im Antrunk mit der erwarteten Fülligkeit, auf schlanken Fuß sind die Weine dieser Region ja bekanntlich selten unterwegs, wieder Johannisbeeren und schwarze Kirsche, eine Spur Zitrusabrieb sorgt für wunderbar herbe Frische. Etwas Leder und deutlich dunkler Tabak. Schmelzige Holzaromen begleiten die nicht verkochte Fruchtsüße dieses Weines, der zwar mit Extrakt, aber nicht mit Überextraktion auffällt. Leichte Wärme im Verlauf, allenfalls ein wenig likörig, aber nun gut, die Sonne brannte halt auch im – als guten Jahr bekannten –  Jahrgang 2004. Mit Essensbegleitung wird dies jedenfalls unauffällig.

Dunkle Nuss-Schokolade und satte, in Reife übergehende Frucht im mittellangen Finale, hier erstmals fällt das noch präsente Tannin auf, dass aber dankenswerter Weise nicht trocknet, sondern feinporig in den nächsten Jahren harmonisch ausreifen wird.

Heute bereits ein mehr als angenehm zu trinkender Wein, der mit deutlich mittellangem Finale endet. In ca. drei Jahren auf dem Punkt, er könnte dann durchaus an die 90-Punkte heran kommen.

Aus dem Fachhandel, 15  EUR, 87+ Punkte (sehr gut), jetzt bis 2018

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