Zweimal roter Burgunder aus zwei Ländern

Zweimal roter Burgunder aus zwei Ländern

Zwei Pinots am Abend (1 von 1)Kürzlich suchte ich als Begleiter zum Essen zwei Burgunder heraus, die ich in Ruhe über den gesamten Abend verkosten konnte.

Domaine Drouhin-Laroze Pinot Noir Gevrey-Chambertin 1er Cru Lavaut Saint-Jacques, 2005

Kühler, recht dichter Duft nach jugendlichen roten Johannisbeeren, umkleidet von einem mineralischem Gewand aus Kalkstaub, sehr dezenter Holzeinsatz, nur ein Hauch Marzipan und dunkle Herrenschokolade lassen einen geringen Einsatz von Neuholz erkennen, vegetabile Noten und Kräuter im Hintergrund. Am Gaumen von betont mittlerer Dichte, die Kraft des Jahrganges und seine langsame Entwicklung werden wiederholt offensichtlich, denn der Wein ruht noch in einer Höhle. Er zeigt im Antrunk eine schöne reintönige rote Beerenfrucht, die Tannine reif, aber noch deutlich zupackend, rauhen den Gaumen noch leicht auf, festes steinwürziges mineralisches Fundament, noch sehr kompakt, ein Korb voller getrockneter Kräuter, die dem Wein ab der Mitte einen herben Einschlag mitgeben, mittlerer Nachhall. Dieser Lavaut zeigt sehr gute Anlagen, besticht mit seiner Reintönigkeit und Feinheit, dazu erscheint mir sein Holzeinsatz ideal, von der Hitze des Jahrganges ist nichts zu spüren. Er sollte in fünf Jahren ein ausgezeichnetes Genußerlebnis sein – also noch unbedingt liegen lassen.

Aus dem Fachhandel, heute ca. 70 Euro, 88+ Punkte (sehr gut), ab 2020+

Weingut Benderhof Spätburgunder Selection Kallstadter Steinacker „S“, 2007

In der wuchtigen, süßlichen Nase ein hochreifes Beerenaroma, dazu überreife Pflaumen, viel Schokolade, Weihnachtswürze, allem voran Wachholder. Röst- und Grillaromen zeugen von einem ambitionierten Holzeinsatz, der Alkohol reizt die Schleimhäute, unmittelbar als deutscher Spätburgunder zu erkennen, was nicht als Kritik zu werten ist. Am Gaumen wirkt der Wein wuchtig, ja fett, mit heftigem Holzeinsatz, bereits im Antrunk mischen sich in den satten Auftakt mit hochreifen dunklen Beeren- und Kernfrüchten deutliche Grillaromen, Wachholder, Nelke, erste Reifearomen, Schokolade und Marzipan. Dieser Pinot schiebt sich mit all seiner Kraft und Fülle über den Gaumen, die Tannine sind samtig. Der Wein ist jetzt auf seinem Höhepunkt und vollständig geöffnet, im Kern zeigen sich erste Reifearomen nach Waldboden und Laub, doch die Süße der Frucht führt sein verführerisches Spiel heute noch bis zum Ende auf, leider wärmt spätestens ab der Mitte der Alkohol deutlich und zeigt sich im Nachhall gar leicht schärfend, der Nachhall hat Länge. Der Wein wirkt aufgrund seiner ganzen Üppigkeit überambitioniert, ein früherer Lesezeitpunkt, etwas weniger Neuholz, oder eine andere Fassröstung hätte dem Wein vielleicht mehr Frische und Eleganz verleiht, gerade in einem so heißem Jahr wie 2007. Da hatte ich schon bessere Pinots von Benderhof im Glas.

Als Geschenk erhalten, ca. 14 Euro, 84 Punkte (gut), jetzt bis 2020

 

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