Eric Bordelet Poiré Granit, 2019

Eric Bordelet Poiré Granit, 2019

300 Jahre werden Obstbäume alt, so sagt es ein normannisches Sprichwort. 100 Jahre lang wachsen sie, 100 Jahre lang produzieren sie Früchte und 100 Jahre lang sterben sie. Wenn das stimmt, hat Eric Bordelet die Zeit angehalten. Denn seine ältesten Birnbäume sind wesentlich älter und geben immer noch fantastische Früchte.

Eric Bordelet ist die Domaine de Romanée Conti unter den Cidre-Winzern, und der Poiré Granit ist sein La Tache, das Aushängeschild, ein Mythos in der Obstschaumwelt. Nicht ohne Grund: Die Birnen (bis zu 14 Sorten) stammen durchweg von sehr alten Bäumen, die auf präkambrischen Granitböden stehen. Die Früchte werden stark selektiv gelesen, in Holzfudern und Betontanks spontan vergoren. Alles streng biodynamisch und mit minimalen Schwefelbeigaben.

Die Flasche repräsentiert das, sie ist besonders, dünner Hals, schwerer Bauch, das silber-blaue, florale Etikett eine Mischung aus Esoterik- und Europop-Retrodesign. Insgesamt eine Menge Ausstattung. Extravagant ist auch der Korken mit einem ganz schmalen Zylinder und einem fast kugeligen Kopf, zudem ist er aufwendig bedruckt.

Beim Öffnen entweicht der Flasche fast keine Kohlensäure. Ich bin verunsichert. Aber zum Glück ist die Perlage beim Einschenken voll da. Im Glas ist der Cidre goldgelb. Die Nase ist aufregend, eine fast in die Schleimhaut beißende Mineralität, dazu super raffinierte Birnennoten, ganz klar auch etwas Herbes und irgendwie etwas Salzig-tabakiges. Und auch nach Quitte riecht das. Auf jeden Fall ist das jetzt schon enorm gut.

Dann kommt der Antrunk. Und der ist aromatisch strukturierter, super aufgeräumt sogar. Zuerst ist da die volle Birne, intensiv, aber nicht süß, dann deutlich schmeckbar mit herben Noten von der Schale, und weiter hinten kommen Stein, Salz und Tabak. Ist das Mineralität im Obstwein? Auf jeden Fall ist es ziemlich spektakulär, wie Mineralität, Salz, Säure zusammen mit den herben Noten die Süße puffern. Den Gaumen setzt das förmlich unter Spannung, wie Strom, Energie, an dieser Stelle ist man verlockt, esoterisch zu werden. Mit mehr Luft und Temperatur beruhigt sich das dann alles etwas und fügt sich mit viel Komplexität zusammen. Feinherb, hier macht das Wort mal richtig Sinn, und beeindruckend tief ist dieses Getränk. In sich ruhend. Fantastisch. Was soll ich sagen: Der Hype is real. Das hier gehört eindeutig zu den Getränken, die man mal getrunken haben sollte.

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