Riesling Große Gewächse Jahrgang 2011
VDP – Präsentation Riesling Große Gewächse 2011
in Wiesbaden am 28. August 2012
von Rainer Kaltenecker
(Die Verkostung fand offen statt. Die Weine kamen in der Regel in 6er Flights sortiert nach Lagen auf den Tisch. Es verkostete Rainer Kaltenecker alleine in ruhiger Atmosphäre. Der Dank gilt dem VDP, der für eine professionelle Verkostungsumgebung sorgte.)
Wie gut ist das aktuelle Jahr? Viele sprechen von einem großen Jahrgang. Dies ist nicht der Fall, denn es fehlt ihm insbesondere im Spitzensegment an Säure, an Komplexität und einer hervorstechenden, dezidierten Eigenart. 2011 hat charmante Weine hervorgebracht. Ursache hier ist die vergleichsweise milde Säure. Manche Weinfreunde werden das gerne lesen, gleichwohl ist es für den Riesling keine besondere Auszeichnung, für einen großen Wein meist ebenso wenig. Gleichwohl bleibt die erneut hohe, auch in der Breite vorhandene Qualität festzuhalten. Der Trend hält an, immer mehr Winzer befinden sich auf dem steinigen Weg Spitzenweine zu erzeugen und den trockenen Riesling wieder dort zurück zu bringen wo er hingehört, an die Spitze des Weißweines. Bei aller Breite der Qualität bleibt die große Spannweite zwischen Spitzenwinzern mit ihren großen Lagen und ihren Möglichkeiten im Keller und Winzern mit weniger Talent und Möglichkeiten erhalten, ja vermutlich ist der Abstand noch weiter angewachsen. Viele, ja immer noch zu viele Erste bzw. Große Gewächse erreichen nicht das erhoffte Niveau. Sie sind zu süß, oder es fehlt ihnen an klarer Zeichnung, Spiel, Ausdruck, Finesse und Trinkigkeit. Pure Konzentration reicht eben nicht aus, ebenso wenig aromatische Mängel mit Restsüße zu überdecken. Da läuft dann so manches GG aus dem Ruder und dem Riesling wird dann sein Kern genommen, denn er lebt nun mal von seiner Frische, seiner aromatischen Vielfalt und einer einmalig animierenden Trinkfreude. Das gilt auch bzw. insbesondere für ein Großes Gewächs. Groß meint eben nicht große Konzentration, große Üppigkeit, sondern das „Groß“ gilt eher für die Attribute Frische, Komplexität, Terroirbezug, Nachhaltigkeit und Entwicklungspotential. Auch ein schlanker, filigraner Wein kann groß oder eben besonders fein sein.