Domain Jules Belin Pinot Noir Vosne-Romanée 1er Cru Les Suchots, 1966
Dieser Wein war das generöse Geschenk eines Weinfreunds, zum »Warmtrinken« für eine Alte-Burgunder-Probe gedacht. Ein Premier Cru aus dem eher mittelguten Jahr 1966, mag sich mancher fragen. Noch dazu von einem Weingut, das schon seit gut 25 Jahren nicht mehr existiert (aber immerhin in die heute schon, vor allem in Bio-Kreisen, viel bekanntere Domaine des l’Arlot aufgegangen ist)? Für solch einen Kauf braucht man ein gutes Händchen und das Wissen, dass das in Vosne-Romanée ziemlich gut geht. Nicht zuletzt liegt das an der Lage: Die Premier-Cru-Lage Les Suchots liegt dorfnah zu Vosne-Romanée, in direkter Nachbarschaft zu den Grand-Cru-Lagen von Romanée-Saint-Vivant und Richebourg. Mit 12 Hektar hat sie eine für Burgund-Maßstäbe ordentliche Größe und entsprechend viele Bewirtschafter, steht aber trotzdem dafür, durchgängig ein hohes Niveau und lagerfähige Weine hervorzubringen. Unter den Premier Crus nennen sie viele an erster Stelle.
Nachdem der Korken (in ziemlich schlimmer Verfassung, dafür aber von einiger Länge) kunstvoll gezogen worden ist, fließt zunächst einmal das typische trübe Ziegelsteinrot mit braunen und orangefarbenen Reflexen ins Glas. Direkt nach dem Öffnen der Flasche strömt zuerst ein Geruch von Jod, Maggi und Sauerkraut aus dem Glas, der dann nach und nach verfliegt. Dafür braucht der Wein Luft, viel mehr Luft, als man denken würde bei einem 1966’er. Nach einer guten Stunde ist das Kraut verflogen und macht Platz für eine erstaunlich intakte Frucht von roten Beeren, würzigen Kräutern, etwas Sandelholz und einer leisen Note von Milchschokolade. Das Bukett ist erdig geprägt und hat sogar eine schöne mineralische Anmutung. Die Reifetöne sind gar nicht so ausgeprägt und werden mit immer mehr Luft immer geringer.
Im Mund ein Schmelz von roten Beeren, weiche Tannine, auch die Säure ist weich und reif. Zusammen mit den kräuterigen, ätherisch mineralischen Noten gibt sie dem Wein trotz seiner gereiften Bestandteile noch immer eine kühle Note, die mit den herben Aromen durchaus maskulin wirkt. Hinten im Verlauf tritt die Reife der Säure etwas stärker hervor, aber das ist nur ein kleiner zehrender Moment. Weiter hinten folgt eine schmelzig-mineralische Wolke feinen Tannins. Im gar nicht so kurzen Abgang bleiben rote Beeren, etwas dunkle Erde und Pilze.
Insgesamt ein wunderbar gereifter, sauberer Pinot Noir, der seinen Höhepunkt sicher hinter sich hat, auf seine alten Tage aber immer noch ein richtig schönes Spiel aus Schmelzigkeit, Weichheit auf der einen und einer kühlen, maskulinen Struktur auf der anderen Seite bietet. Sicher fehlt es ihm für mehr Größe etwas an Vielschichtigkeit und Tiefe, aber er hat immer noch all seine Anlagen und verspricht niveauvolle Trinkigkeit und einigen Genuss. Ein wirklich schönes Altwein-Erlebnis … das viel Lust auf mehr macht!
Als Geschenk verkostet, 88 Punkte (sehr gut), immer noch gut zu trinken