3 x Fine Wine zum Skat
Herrenrunde. Jeder bringt einen Wein mit. Heute alles außer Deuschland. Los ging es mit einem genialen Kreydenweiss, endlich mal wieder eine Flasche, die mir in Erinnerung rief, weshalb ich dieses Weingut schätze.
Der 2007er Wiebelsberger Riesling „La Dame“ zeigte eine gereifte, fein-fruchtige Rieslingnase mit Anklängen an Pflaume, Blüten und angetrockneten gelbschaligen Äpfel, zarte Oxinote vom Faßausbau, diese spielt aber derart perfekt mit der Frucht, dass es eine wahre Freude ist. Prägnant ist die rauchige Mineralik, mit Briochenoten und Malz. Trotzdem sehr klar und bereits in der Nase animierend. Das setzt sich im Mund unvermittelt fort. Ein schlanker naherzu grazieler Antrunk mit viel Frucht nach leicht angetrockeneten Steinfrüchten, erneut Pflaumen und Apfelschalen, erdbetont-rauchige Mineralik und eine feine, reife Säure mit Spiel. Das Besondere an dem Wein ist seine Feinheit, über den gesamten Verlauf tänzelt er und trinkt sich daher einfach so weg. Da schmeckt auch noch das dritte Glas. Leicht salzige Mineralik im langen, feinfruchten Finish 92/100. Anschließend erwartete uns eigentlich ein 2004er-Chateaneuf-duPape von Mont-Redon, aber der hatte üblen Kork und wanderte daher in den Ausguß.
Ersatz ein 97er-Tignanello von Anitnori, der den Franzosen sofort vergessen lies. Ein wunderbarer feiner, klar-fruchtiger Wein und mein bester Tignanello bisher, besonders weil mir sein Reifezustand perfekt erschienen. So zeigten sich seine Tannine noch ausreichend rüstig, aber so weit abgeschmolzen, dass es in keiner Phase die Trinkfreude beinträchtigte, aber als Italiener recht deutlich zu erkennen, zumindest im Mund. Verzwickt war die Nase, die auf den ersten Anschein nach einem Bordeaux vom linken Ufer duftete. Der Anteil Cabernet Sauvignon brachte eine dunkle Beerenfrucht nach reifen Brombeeren hervor und das Holz verströmte Aromen von Lakritz und süßen Pfeifentabak. Sehr weich, rund und fast schmeichelnd die Nase. Da wäre ich wohl auch im Bordeaux gelandet. Im Mund von höchstens mittlerem Körper. Der Antrunk mit klarer Frucht und bestens eingebundenen, jedoch noch leicht kantig-bäuerlichen Tanninen. Dem Tignanello geben sie heute Kontur, Charakter und Frische. Die Säure lebhaft und gereift, spielt gekonnt mit den herrlich eindringlichen Herzkirschen und Schokoanlängen. Im Hintergrund dunkle Beerenfrüchte und florale Noten. Das Holz zeigt daneben auch noch feine Lakritznoten und Zeder, hält sich aber ansonsten kenntnisreich im Hintergrund. Langes verspieltes Finish mit viel Frucht und edlem Holz. Ein tiefer, verspielter und annimierender Wein der Klasse und Noblesse versprüht. Rechtfertigt den hohen Preis und zeigt das ausgezeichnete Jahr an 94/100.
Nicht viel schlechter und um so mehr erstaunlicher der Wein aus dem Torro, Spanien. Der 15%ige vol. Quinta de la Quietud La Mula aus 2004 erinnerte mich spontan an hochwertige Priorat-Weine, einfach weil er von einem so intensiven, kühlen und klaren Fruchtgsaft geprägt war; reife Brombeer- und Schwarzkirsch-Aromen strömten aus dem Glas, verwoben mit dunkler Schokolade, Vanille und herber Zigarrenkiste. Packender, fruchtintensiver Antrunk von Kraft und Ungestümtheit, aber auch mit Kühle und Tiefe. Die Tannine greifen kraftvoll, aber fein in den Gaumen, der Wein ist erst so eben in seinem Trinkfenster angekommen. Vom Alkohol keine Spur. Der Wein bleibt trotz aller Kraft in der Spur und bewahrt sich Kühle und Klarheit. Lebahfte Säure und eine kalkige Mineralik verleiht dem Wein Tiefe. Klar der Wein ist kraftvoll, aber in keiner Phase hitzig, ausladend oder unangenehm laut und unbalanciert. Wir sind alle begeistert und ich notiere mir gedanklich 92+/100.
Die Weine waren also kaum vergeleichbar mit meinen Skatkarten an dem Abend. Denen würde ich eher 65/100 geben. Grob fehlerhaft, ohne jede Balance, Tiefe und Spielfreude.